Persönlicher Rückblick auf den IFC2022

Nach einer dreijährigen pandemiebedingten Unterbrechung hat im Oktober 2022 endlich wieder der International Fundraising Congress IFC im holländischen Noordwijk stattgefunden. Rund 700 Fundraiser/innen und Dienstleister sind aus der ganzen Welt angereist. Weitere rund 200 Personen haben für ein sehr reduzier­tes Programmangebot über das Internet online an der Tagung teilgenom­men. Ich war live dabei :-).

Schon einen Tag vor der offiziellen Eröffnung des IFC konnte man an einem der 10 Masterclasses oder Bootcamps teilnehmen. Von NPO-Organisationskultur, Wirkungs­messung, datenbasierte Fundraisingstrategien, islamisches Fundraising, Multichannel- und Multigenerationen-Fundraising bis hin zu einem Spender­entschei­dungs-Laboratorium – das Themenangebot war breit, innovativ und vermochte meinen Wissensdurst zu wecken.

Ich selbst besuchte das Bootcamp «Mapping supporter journeys» von Michael Johnson. Meine Wahl stellte sich als richtig heraus. In rund acht Stunden erarbei­teten wir in Kleingruppen, unter konstantem Zeitdruck und inkl. Abendarbeit eine donor experience journey nach dem Mappingverfahren. Dabei mussten wir uns zuerst, anhand eines realen Falles, in die Gefühlswelt der Spenderin hineinver­setzen und die kritischen Touchpoint-Situationen ermitteln. Daraus entwickelten wir kreative Vorsorgemassnahmen, um schon im Vorfeld negativen Spendenerlebnisse zu neutrali­sieren.  Der Keynote-Speaker Anand Giridharadas, bekannter amerikanischer Journalist, Buchautor und politischer Experte, bildete den ersten offiziellen Programmpunkt des IFC2022. Seine sehr interessanten Ausführungen bezogen sich auf die aktuellen Krisen in der Welt. Er sprach über die Gefahren, aber auch, passend zum Konferenz-Motto «Shaping the future together», über die vielen Chancen, welche sich trotz allem in der heutigen Zeit uns bieten.

Wer schon mal am IFC teilgenommen hat, weiss dass die Tagespläne von morgen früh bis spät abends eng durchgetaktet sind und einem kaum Verschnaufpausen zulassen. Es ist unmöglich an allen Programmpunkten teilzunehmen. Deshalb muss man die Workshops auswählen, welche in der aktuellen Situation für die eigene NPO als Informationsquelle am dienlichsten sind.

Bei den Workshops waren meine beiden absoluten Highlights die «Blue Ocean strategy to reimagine fundraising» von Bernard Ross sowie die Ausführungen von Guy Mallabone über Major donor fundraising.

Zu meinem Erstaunen stellte die Schweiz mit 81 Kongress-Teilnehmer/innen nach Grossbritannien mit 140 Personen die zweitgrösste Länderdelegation am IFC2022!

Der legendäre IFC-Galaball am letzten Abend hatte zum Thema die Roaring 20s. Obwohl der Aufruf, sich passend einzukleiden, nur wenige Tage vor Kongress­beginn den Teilnehmer/innen mitgeteilt wurde, gelang es trotzdem noch sehr vielen Gala-Gästen, ein passendes Outfit aufzutreiben. Überall am Boden des Hotels lagen die verlorenen Federn des Haarschmuckes und von den Federboas der vielen epochen­gerecht gekleideten Damen. Nosferatu gewann den ersten Preis als bestes und originellstes Kostüm.

Trotz des stolzen Preises von rund 3'000 englischen Pfund für das Paket inkl. Master­class und Hotel, lohnt sich die Teilnahme als Quelle der Inspiration am IFC allemal. Nach 10 Jahren war ich zum zweiten Mal wieder dabei. Sicher werde ich nicht nochmals 10 Jahre bis zu meiner nächsten Teilnahme warten.

Stéphane Gay-Lang

Dübendorf, im Oktober 2022

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